Forschende der FH Bielefeld beschäftigen sich mit gesundheitlichen Folgen bei pflegenden Müttern.
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Bielefeld, 2. November 2020. Angehörige bilden für drei Viertel aller pflegebedürftigen Menschen in Deutschland die tragende Säule in der häuslichen Versorgung, Pflege und Betreuung. Neben Ehepartnern oder den Kindern älterer Pflegebedürftiger pflegen auch zahlreiche Mütter ein behindertes oder chronisch krankes Kind. Dabei kommt es nicht selten auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Pflegenden selbst. Forschende der Fachhochschule (FH) Bielefeld haben sich nun in dem Projekt „Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Müttern mit einem pflegebedürftigen Kind (GesuLeM)“ mit genau dieser Gruppe pflegender Angehöriger beschäftigt. „Bislang wurde die gesundheitliche Situation pflegender Mütter in der Forschung kaum betrachtet, das wollten wir ändern“, erklärt Pflegewissenschaftlerin Professorin Dr. Christa Büker.
Wie wirken sich Belastungen aus?
Das Projekt wurde aus hochschulinternen Mitteln des Forschungsfonds für frauen- und genderbezogene Forschungsvorhaben mit 5.000 Euro über sieben Monate gefördert und beschäftigte sich unter anderem mit den potentiellen Auswirkungen der Pflege auf die Gesundheit der Mütter, aber auch mit Maßnahmen, die zur Gesundheitsförderung beitragen. „Die Ergebnisse zeigen uns, dass Mütter unter der langjährigen und andauernden Belastung gesundheitliche Beeinträchtigungen erfahren, dabei aber oftmals nicht auf geeignete Unterstützungsmaßnahmen zugreifen können“, berichtet Büker. Durch die Belastung besteht das Risiko der Chronifizierung von Beschwerden. Büker: „Hier muss eingegriffen werden, bevor anhaltende Beeinträchtigungen auftreten.“ Neben der Gesundheit leide auch die Lebensqualität der Mütter, da sie durch fehlende Betreuungsangebote soziale Kontakte sowie Zeit für sich selbst einbüßen müssen.
Unzureichende Unterstützung
„In Gesprächen mit Müttern ist deutlich geworden, dass die gesetzlich bestehenden Maßnahmen zur Unterstützung pflegender Angehöriger für eine wirksame Entlastung pflegender Mütter nicht ausreichen“, erläutert Büker. Hier müsse ein zielgruppenspezifisches und frühzeitig einsetzendes Angebot der Gesundheitsförderung und Prävention geschaffen werden. „Für die Mütter sollten beispielsweise regelmäßig ambulante und stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen sowie eine psychosoziale Begleitung angeboten werden“, sagt Büker.
Das Projekt ist zudem Teil von fünf miteinander verbundenen Forschungsprojekten von Forschenden der FH Bielefeld, die nun in dem Buch „Pflegende Angehörige – Genderspezifische Erwartungen an soziale Unterstützungssysteme“ erschienen sind. In dem im Barbara Budrich Verlag erschienenen Band werden die spezifischen Erwartungen pflegender Angehöriger an professionelle Akteure und Angebote vorgestellt. Ziel des Buches ist es, auf der Grundlage wissenschaftlicher Untersuchungen Hinweise zur künftigen konzeptionellen Ausgestaltung von Entlastungsangeboten zu generieren.
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