„BioSmart“ an der FH Münster untersucht die Co-Vergärung von Substraten in einem neuartigen Biogasanlagenkonzept.
Münster/Steinfurt, 9. März 2020. Es geht nicht nur mit Mais oder Futtermitteln. Mit der richtigen Technik können Biogasanlagen auch aus Gülle, Presssäften aus Biomasse oder kohlenhydrathaltigen Abwässern aus der Industrie Energie erzeugen. Um die Biogaserträge noch weiter zu steigern, werden die Substrate kombiniert: Co-Vergärung heißt das Stichwort. So entstehen Synergieeffekte, die das Biogaspotenzial weiter wachsen lassen – und diesen Potenzialen geht das neue Projekt „BioSmart“ an der FH Münster auf den Grund.
Vorgängerprojekt legte Grundstein
Das funktioniert nur dank des Vorgängerprojekts „Grüne Kaskade: Hochlastvergärung“, in dem das Team drei Jahre lang spezielle Hochlastreaktoren für Biogasanlagen entwickelt hat. Diese Hochlastreaktoren können auch die flüssigen Bestandteile von Gülle weiterverarbeiten und benötigen dafür sogar noch weniger Zeit als die übliche Biogasanlage – die Effizienz steigt also. „Die Hochlastreaktoren betreiben wir bislang im Technikum. Jetzt kümmern wir uns um den größeren Maßstab“, erklärt Tobias Weide, der an den Reaktoren etliche Tests gemacht hat. „Wir wollen sie in Saerbeck im Bioenergiepark in unsere zweistraßige Biogasanlage integrieren und somit Daten für die großtechnische Implementierung sammeln.“ Unterstützung liefert ein Projektpartner, die PlanET Biogastechnik GmbH. Aber es geht nicht nur darum, die Hochlastvergärung in die Biogasanlage zu integrieren, sondern dies auch wirtschaftlich zu gestalten. Denn bei all den Vorteilen der neuen Te
chnologie muss sich das Geschäft mit der Gülle auch rechnen. Das untersucht Jurek Häner in seiner Bachelorarbeit für das Projekt.
Reststoffe aus Landwirtschaft und Industrie kombinieren und testen
Wie nun die verschiedensten Substrate miteinander wirken, welche sich am besten für hohe Energieerträge und in welcher Kombination eignen, das ist das Thema von Roberto Hernández Regalado. Er promoviert in der Forschergruppe von Prof. Dr.-Ing. Christof Wetter und Dr.-Ing. Elmar Brügging am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt, wo auch „BioSmart“ angesiedelt ist. „Es geht darum, verschiedene Reststoffe aus dem landwirtschaftlichen und dem industriellen Sektor zu kombinieren und im Labor zu testen“, erklärt Projektingenieur Lukas Wettwer. Im Fokus stehen fünf Substrate: Rindergülle, Schweinegülle, stärkehaltiges Abwasser, Glycerin und Zuckerrüben. „Über kurz oder lang wollen wir eine Reststoffdatenbank aufbauen, davon gibt es nicht viele am Markt“, merkt Wettwers Kollege Dr. Daniel Baumkötter an. Diese detaillierte Reststoffdatenbank wird auch die vielen Projekte bündeln, die das Forscherteam in den letzten Jahren durchgeführt hat. „Dabei haben wir viele wertvolle Daten gesammelt“, sagt Weide. Nicht nur für das Team sind sie wichtig, sondern auch für die Biogasanlagenbetreiber in der Region. „Gülle ist nach wie vor ein Riesenthema – nicht nur hierzulande, sondern weltweit“, bringt es Brügging auf den Punkt.
Zum Thema
Das Projekt „BioSmart“ ist im September 2019 gestartet und läuft drei Jahre. Projektpartner ist die PlanET Biogastechnik GmbH aus Vreden. Insgesamt stehen rund 630.000 Euro Projektbudget bereit. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. fördert das Projekt.
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