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Multiresistente Erreger

Projekt der FH Südwestfalen zur Prävention und Reduktion von MRE für Mensch und Tier.

FH Südwestfalen startet Projekt zur Prävention und Reduktion von multiresistenten Erregern für Mensch und Tier (Bild: pexels).

© pexels

Soest, 09. März 2018. Multiresistente Erreger (MRE) stellen für Forscher in der Human- als auch in der Tiermedizin eine der größten Herausforderungen dar. Da die MRE zwischen Tier und Mensch übertragbar sind, rückt das Thema zunehmend auch in den Fokus der Verbraucher. Mit welchen flächendeckenden Mitteln die Verbreitung vermindert werden kann, daran forschen Wissenschaftler der Fachhochschule Südwestfalen im Rahmen des Kooperationsprojekts „#1Health-PREVENT“.

Multiresistente Erreger stärker ins Visier nehmen

Als multiresistente Erreger gelten Keime, bei denen die Auswahl der wirksamen Antibiotika immer geringer wird – für Mensch und Nutztier mit teils fatalen Folgen. Diesen Erregern nur noch mit den verbliebenen wirksamen Antibiotika zu Leibe rücken zu wollen, verbietet sich. Das Vorkommen multiresistenter Erreger würde dadurch noch zunehmen. MRE wurden in zahlreichen Untersuchungen erforscht, so sind die Erreger in mehr als 80% der konventionell schweinehaltenden Betriebe nachgewiesen worden. Es gibt jedoch immer noch keine Studien zu Interventionen, die eine Verbreitung im One Health Kontext – also unter gleichzeitiger Berücksichtigung human- und veterinärmedizinischer Aspekte – eindämmen könnten. Daher unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Forschungsprojekt #1Health-PREVENT – One Health Interventionen zur Prävention der zoonotischen Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern. Forscher aus der Human- und aus der Veterinärmedizin arbeiten gemeinsam daran, mehr über das Vorkommen multiresistenter Keime, Möglichkeiten zur Eindämmung und Methoden der Diagnostik herauszufinden. Zu den Projektpartnern zählen das Universitätsklinikum Münster (UKM), das Institut für Hygiene und Institut für Medizinische Mikrobiologie, Münster, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin, die Freie Universität Berlin (FUB), das Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen, das Nationale Referenzzentrum (NRZ) Staphylokokken und Enterokokken, Wernigerode, die Universität Würzburg, das Institut für Molekulare Infektionsbiologie, Würzburg und die Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest.

Untersuchungen in schweinehaltende Betrieben

In einem Teilprojekt geht es um Untersuchungen zur MRE-Reduktion in schweinehaltenden Betrieben. Die Projektleitung hat Prof. Dr. Marc Boelhauve von der Fachhochschule inne. Dabei sollen Schweine in der Mastzeit, also über einen Zeitraum von ca. elf Wochen, begleitet werden. Die Wissenschaftler wollen zu Beginn bei Einstallung und gegen Ende der Mastzeit Proben nehmen. Die Abteile werden zuvor gereinigt und desinfiziert, so dass die Erreger der Vorgruppe weitestgehend eliminiert werden. Für die Untersuchung möchte das Team möglichst viele tierhaltende Betriebe mit unterschiedlichen Haltungsformen gewinnen. „Wir wollen nachweisen, dass die Keimdichte in einigen Betrieben konstant bleibt, in anderen wird diese erhöht sein und in wieder anderen wird der  Wert sinken. Spannend wird, herauszufinden, wie die unterschiedlichen Ergebnisse zustande kommen. Ist die Haltung auf Spaltenboden von Vorteil oder eher auf Stroh? Wirken sich ein großzügiges Platzangebot und viel frische Luft im Offenstall positiv aus? In der Praxis funktioniert es offenbar, multiresistente Stämme zumindest einzudämmen, wir haben nur noch nicht die richtigen Hebel dafür gefunden.“, erläutert Prof. Boelhauve die Vorgehensweise.

Angedacht ist auch eine Versuchsreihe mit Laktobazillen, die über das Futter in den Darm gelangen oder sich als Nebel auf die Nasenschleimhäute der Tiere setzen. „Laktobazillen gehören zu den Milchsäurebakterien. Diese sind bekannt dafür, dass sie krank machende Erreger im Darm oder in der Nase verdrängen, indem sie Nährstoffe für sich beanspruchen und andere Bakterien an der Vermehrung hindern und direkt auf andere Bakterien einwirken können. Die ‚Guten‘ verdrängen die ‚Schlechten‘.“, berichtet Iris Kobusch, wissenschaftliche Mitarbeiterin, von ersten erfolgreichen Tests.

Um eine erste flächendeckende Lösung erarbeiten zu können, sind die Wissenschaftler auf die Mithilfe der Schweinehalter angewiesen. Diese müssten ihre Tiere für die Untersuchungen zur Verfügung stellen und Fragebögen zur allgemeinen Haltung ausfüllen. Fest steht schon jetzt, eine hundertprozentige Eliminierung der multiresistenten Keime im Stall wird nicht erreicht werden können. Je nachdem, welche Empfehlungen das FH-Team zur Prävention und Kontrolle von MRE liefert, wird dies nicht bei allen Beteiligten auf Zuspruch stoßen. Jedoch: „Wenn ein technisch machbarer Weg gefunden ist, MRE mit überschaubarem Aufwand aus dem Stall zu bekommen, bin ich sicher, dass Schweinehalter dies zügig umsetzen möchten, da sie auch durch MRE direkt betroffen sein können. Aber letztlich geht es ja darum, die Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier zu reduzieren.“, weist Prof. Boelhauve auf die Bedeutung des Projektes hin.

Origialmeldung:
http://www4.fh-swf.de/de/home/ueber_uns/pressemitteilungen/aktuellepressemitteilungen/index.php?pressInfoId=3068

Ansprechpartnerin:
FH Südwestfalen
Leiterin Hochschulkommunikation
Birgit Geile-Hänßel
+49 (0)2371 566 100
haenssel.birgit@fh-swf.de

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2018-03-09T14:25:51+01:0009.03.2018|Kategorien: Gesellschaft, Life Sciences|Tags: |

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