Suche
Social Media Links

Erfolg durch Ausgleich

Erfolg durch Ausgleich2021-05-27T13:29:26+02:00

Lebensphasenorientierte Personalpolitik im Unternehmen fördern

Lebensphasenorientierte Personalpolitik

© Gajus | shutterstock

Die Bedürfnisse und Lebensrealitäten erwerbstätiger Menschen verändern sich laufend, ebenso wie unser gesellschaftliches Zusammenleben an sich. Digitalisierung, Globalisierung, demografischer Wandel – alle diese Trends wirken sich auf unseren individuellen Lebensalltag aus: Auf den Wunsch von Müttern und Vätern, Job und Kindererziehung zu verbinden. Auf das Bedürfnis langjähriger Betriebszugehöriger, ihr Know-how dem technischen Fortschritt anzupassen. Auf Menschen, die ihren Beruf mit der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger verbinden müssen. Diese zunehmende Komplexität von Privat- und Berufsleben und die damit verbundenen neuen Lebensentwürfe spielen auch für die Personalpolitik in Unternehmen eine große Rolle.

Arbeitswelt heute

Zumindest sollte es das, wenn die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten wollen, sagt das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (EvH RWL) in Münster. Denn gesunde, belastbare und gut geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Zeiten von Fachkräftemangel und Innovationsdruck eine kostbare Ressource, die es zu halten und zu schützen gilt. „Für viele Beschäftigte gewinnt der gesunde Ausgleich zwischen Beruf, Privatleben und Familie an Bedeutung“, erklärt die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Irene Gerlach. Darauf müssen Unternehmen eingehen, wenn sie langfristig gut aufgestellt sein wollen.

Gesundheit, Weiterbildung, Motivation, Vereinbarkeit und Gleichstellung gehören zu den wichtigsten Handlungsfeldern einer „lebensphasenorientierten“ Personalpolitik, so die Ansicht des Forschungszentrums. Diese berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse der Belegschaft und behält gleichzeitig strategische betriebliche Interessen im Blick. Einen entsprechenden Ansatz hat das Forschungszentrum erarbeitet. Ziel ist es, die Interessen der Beschäftigten mit denen der Unternehmerseite besser zu vereinen und so die Anforderungen der aktuellen und zukünftigen Arbeitswelt erfolgreich zu bewältigen. Inwieweit und mit welchen Methoden das gut gelingen kann, untersucht das Team in einem aktuellen Forschungsprojekt.

Information, Innovation, Multiplikation

Im Zentrum von „LePUksI“, so der Name des Vorhabens, stehen sogenannte Lernpartnerschaften. Vier Unternehmen – zwei große, die bereits Erfahrung mit lebensphasenorientierter Personalpolitik haben, und zwei mittelständische, die hier nachrüsten wollen – arbeiten jeweils im Tandem zusammen und werden dabei vom wissenschaftlichen Team der EvH RWL begleitet. „Wir wollen die Akteure des Unternehmens vom Nutzen unseres Personalkonzepts überzeugen und sie dabei unterstützen, neue Lösungsansätze für sich zu entwickeln und diese schließlich im Unternehmen, aber auch außerhalb weiterzugeben“, fasst Gerlach die inhaltlichen Grundlagen der Lernpartnerschaft zusammen.

Im Fokus der Ansprache stehen die Führungskräfte aus dem mittleren Management. Im Unternehmen tragen sie Personalverantwortung und leiten gleichzeitig wichtige Arbeitsprozesse. Teilzeit, Gleitzeit, Heimarbeit, Weiterbildungen oder technische Unterstützung am Arbeitsplatz – je nachdem, in welcher Lebensphase sich ihre Mitarbeiterin oder ihr Mitarbeiter befindet, können andere Dinge für sie oder ihn wichtig sein.

Win-win-Situation

Das gilt es zu realisieren und zu fördern. Dabei sollen sich die Tandems gegenseitig unterstützen – und voneinander lernen. „Im großen Unternehmen gibt es vielleicht schon eine Datenbank mit Weiterbildungsmöglichkeiten für Beschäftigte“, erläutert Henning Heddendorp, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt. Bei kleineren Unternehmen bestehe möglicherweise der Wunsch nach einer solchen Akademie. Im Austausch miteinander, der mindestens zwei Mal im Jahr stattfinden soll, könne das kleinere Unternehmen Strategien und Maßnahmen, die sich beim großen bewährt haben, übernehmen. „Das große Unternehmen wiederum bekommt eine andere Sichtweise auf bestehende Probleme geschildert und kann neue Impulse verarbeiten.“ Aufgabe der EvH RWL ist es, diese Kommunikation so zu steuern, dass möglichst alle Felder – Gesundheit, Motivation, Vereinbarkeit – in den Maßnahmen abgedeckt sind.

Umsetzung und Transfer

„Derzeit schauen wir, wo die Unternehmen personalpolitisch überhaupt stehen“, sagt Heddendorp. Anschließend will das Forschungsteam Beschäftigte und Führungskräfte nach ihren Bedürfnissen und Erwartungen befragen. „Wir untersuchen, welche Rolle die Führungskräfte bei der Einführung neuer Personalkonzepte haben und wie sich diese Rolle auf den möglichen Erfolg einer lebensphasenorientierten Personalpolitik auswirken kann.“ Für 2017 sind die ersten Führungskräfteschulungen geplant. Damit die Unternehmen wissen, wie sie die Bedürfnisse der Belegschaft besser in den Blick und personalpolitisch umgesetzt bekommen, erhalten sie Handlungsempfehlungen. Die Erkenntnisse können in Zukunft auch anderen Unternehmen als Leitfaden dienen.

Kontakt
Evangelische Hochschule RWL
LePUksI
Prof. Dr. Irene Gerlach
+49 (0)234 36901 143
i.gerlach@evh-bochum.de

Weitere Informationen
www.prosense.info
www.vitting.design.fh-aachen.de/forschung/

Text
Netzwerkbüro HN NRW | Eva Helm

 

Nach oben