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Die Mischung macht’s

Die Mischung macht’s2021-05-27T12:46:25+02:00

Mit Blended Learning komplexe Themen besser vermitteln

Nachhaltiges Lernen durch Blended Learning

© wavebreakmedia | shutterstock

Lernen heißt Verstehen und sollte vor allem eins: Spaß machen. Doch selbst das interessanteste Fach enthält Themen, die schwerfällig erscheinen. Ist dann der Hörsaal überbelegt und allein Frontalunterricht möglich, schwinden bei vielen Motivation und Lernerfolg. Die Katholische Hochschule NRW hat deshalb ein neues Lernkonzept ausprobiert: Blended Learning, integriertes Lernen. Dahinter steckt die Idee, traditionelle Präsenzveranstaltungen mit Formen des E-Learning zu verbinden und so möglichst viele Studierende dabei zu unterstützen, aktiv und aufmerksam zu bleiben.

Auch Prof. Dr. Volker Großkopfs Seminar „Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege“ setzt auf diese Mischung. Es befasst sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen dem Recht auf körperliche Unversehrtheit und dem Recht auf Freiheit der Person, das beispielsweise auftritt, wenn Pflegebedürftige zum Schutz vor Verletzungen fixiert werden müssen. „Ein äußerst wichtiges Thema, nur als Lernstoff mit vielen Bezügen zur Gesetzeslage sehr trocken“, sagt Großkopf. Deshalb hat er seine klassische Face-to-Face-Kommunikation im Seminarraum durch zwei digitale Unterrichtseinheiten ergänzt, die online zugänglich sind. Sie enthalten Dokumentarfilme, Experteninterviews, PowerPoint-Präsentationen sowie Aufgaben, Literaturlisten und Multiple-Choice-Tests.

Wissen flexibel aneignen und einprägen

Durch den Mix aus kompakt aufbereiteten, digitalen Inhalten und kritischer Reflexion im persönlichen Austausch sollen die Studierenden nachhaltiger lernen und mehr Motivation entwickeln. Das habe bei seinem Seminar gut funktioniert, so der Pflegerechtsexperte. In einer Evaluation am Ende des Semesters wurde vor allem die räumliche und zeitliche Unabhängigkeit beim Absolvieren der virtuellen Unterrichtseinheiten gelobt. Außerdem konnten sich die Studierenden die Filme oder Erklärvideos wiederholt ansehen und Inhalte dadurch besser einprägen – anders als in der Vorlesung, wo die Wissensvermittlung flüchtig ist. „Diese Flexibilität kommt unseren Studierenden, unter denen viele berufsbegleitend lernen, entgegen.“ Sie profitierten auch davon, die im Netz verfügbaren Unterrichtsmaterialien für ihren eigenen Berufsalltag zu nutzen: zum Beispiel im Pflegedienst bei der Zusammenarbeit mit pflegenden Angehörigen von Demenzerkrankten oder in Demenz-Beratungsstellen.

E-Learning im Sinne der breiten Öffentlichkeit

Genau dorthin will Großkopf die Auseinandersetzung mit freiheitsentziehenden Maßnahmen in der Pflege auch bringen: zu den Betroffenen und in die breite Öffentlichkeit. Denn vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Deutschland ist das Thema brandaktuell. „Die Menschen werden immer älter und müssen immer öfter sowohl körperlich als auch geistig Hilfe in Anspruch nehmen“, sagt er. „Insbesondere die Pflege demenziell Erkrankter birgt Probleme bei der Wahrung der Patientenrechte.“ Viele Demenzkranke neigen dazu, wegzulaufen. Das kann sehr gefährlich werden, besonders wenn sie die Orientierung verlieren, stürzen, den Straßenverkehr unterschätzen oder nicht mehr ins Heim zurückfinden. Sie davor zu schützen erfordert oft freiheitsentziehende Maßnahmen. So entsteht ein Zwiespalt zwischen angemessener Versorgung einerseits und den individuellen Patientenrechten andererseits.

An diesen Rechtsrahmen müssen sich Pflegepersonal und Ärzte, aber auch pflegende Angehörige halten. Gleichwohl wissen das nicht alle. Das zu ändern und den Betroffenen dabei zu helfen, das Recht der Demenzkranken zu schützen, war Großkopf so wichtig, dass er 2015 einen Lehrfilm dazu erarbeitete. Darin berichten Einrichtungsleitungen, Pflegekräfte, aber auch Demenzerkrankte aus ihrem Umgang mit der Problematik. Diese Art des Wissenstransfers nahm Großkopf zum Aufhänger für die Auseinandersetzung mit Blended Learning und als Grundlage für seine erste integrierte Vorlesung.

Digital lernen, analog diskutieren

Überzeugt vom Motivations- und Leistungs-Mehrwert dieser Lernform, räumt Großkopf jedoch ein, dass die Vorbereitung viel Zeit und Ressourcen gekostet hat. Bis das Konzept, die aufwendig zusammengestellten Module und alle Materialien standen, vergingen zehn Monate. Des Weiteren machten die Studierenden deutlich: Auch wenn E-Learning-Formate das Lernen kurzweiliger und interessanter machten, auf den persönlichen Austausch im Unterrichtsraum wollen sie nicht verzichten. „Der kam in unserem ersten Versuch etwas zu kurz“, sagt Großkopf. Daher hat er nachjustiert und eine Fragensammlung sowie andere Resonanzelemente in die digitalen Vorlesungseinheiten eingebaut.

Großkopf selbst bleibt weiterhin im Hörsaal ansprechbar. Die Seminare und Vorlesungen, die er dort auch zu anderen Themen hält, schneidet er mittlerweile auf
Video mit. So könne er seine Präsenzveranstaltungen später als E-Learning-Einheiten nutzen, sagt er, und Blended Learning ohne den enormen Zeit- und Kostenaufwand weiterführen.

Kontakt
Katholische Hochschule NRW
Blended Learning
Prof. Dr. Volker Großkopf
+49 (0)221 7757 185
v.grosskopf@katho-nrw.de

Weitere Informationen
www.prosense.info
www.vitting.design.fh-aachen.de/forschung/

Text
Netzwerkbüro HN NRW | Eva Helm

 

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