Lokal forschen: FH Münster und Privatmolkerei Naarmann arbeiten im Projekt „EnerMolk“ zusammen.
Münster/Steinfurt/Neuenkirchen, 11. Mai 2020. Wenn Dr.-Ing. Elmar Brügging über das neue Projekt mit der Privatmolkerei Naarmann spricht, merkt man sofort: Das ist vielversprechend. Denn das Abwasser der Molkerei – genauer: ihre verschiedenen industriellen Abwässer – enthält viele Bestandteile, die sich für die Energiegewinnung nutzen lassen. Ganz nachhaltig, mit positiver CO2-Bilanz. Kurz gesagt: Man holt das Beste aus Resten, die sowieso anfallen. Bei der Privatmolkerei Naarmann in Neuenkirchen sind das jährlich ungefähr 190.000 Kubikmeter Abwasser. 190.000 Kubikmeter Potenzial, die Brügging und ein Team des Fachbereichs Energie – Gebäude – Umwelt an der FH Münster im Projekt „EnerMolk“ gemeinsam mit Naarmann bestimmen wollen. Fachlich und finanziell wird das Vorhaben von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
Abwasser in die Produktion zurückführen
„Das Abwasser fällt bei uns vor allem bei Reinigungsprozessen an“, erklärt Matthias Kemper, der sich bei Naarmann um das Energiemanagement kümmert. „Wir reinigen unsere Anlagen, und da gibt es wegen der Ultrahocherhitzung, die unsere Spezialität ist, immer Rückstände. Zum Beispiel Eiweiß oder Fett.“ Danach lasse sich das Wasser aber aus hygienischen Gründen nicht einfach filtern und wiedereinsetzen. „Genau da setzt das Forschungsprojekt an. Wir wollen das Abwasser stattdessen energetisch nutzen und die gewonnene Energie unserer Produktion zurückführen.“ Die FH Münster hilft dabei, „den Schatz zu heben“, wie Kemper sich ausdrückt; und die Voraussetzungen dafür seien ideal, sagt Brügging. „Organische Abwässer sind unseren Erfahrungen nach sehr gut für die Hochlastvergärung geeignet.“
Das Forschungsprojekt und die Ziele
Hochlastvergärung, das ist die Technologie, mit der das Forscherteam an die Aufgabenstellung herangeht. Das Abwasser durchläuft dabei spezielle Reaktoren und verweilt dort für eine bestimmte Zeit. Wie lange genau und unter welchen Bedingungen, müssen die Wissenschaftler herausfinden. Das Ziel dabei: Es soll möglichst viel Biogas in möglichst guter Qualität entstehen, das die Molkerei dann direkt vor Ort wiedereinsetzen kann. „Die Anlage werden wir hier auf dem Campus in unserem Technikum planen und bauen und damit kontinuierliche Versuche durchführen“, erklärt Tobias Weide, Arbeitsgruppenleiter am Fachbereich. Sein Job ist es auch, die Einstellungen des Reaktors auf die Abwässer von Naarmann anzupassen und den Energieertrag zu optimieren. Aber erst einmal hat Masterstudent Thomas Holtrup begonnen, die Abwässer vor Ort in Neuenkirchen zu analysieren: Wo fallen Abwässer an? Wie sind die beschaffen? Wie viel Biogas ließe sich rechnerisch daraus gewinnen? Derweil ist Weide mit der Planung und Konzeptionierung beschäftigt – wegen Corona im Homeoffice. „Glücklicherweise stehen wir ganz am Anfang des Projekts, und diese Arbeit kann ich gut von zu Hause aus machen. Bis jetzt hat das Virus keinen Einfluss auf unser Forschungsprojekt, und wir hoffen natürlich, dass das so bleibt.“
In den nächsten zwei Jahren geht das Team viele Fragen an. Zum Schluss sollen eine Bewertung und eine wirtschaftliche Einschätzung der Abwasseraufbereitung stehen. Und ein Konzept, wie sich das alles großtechnisch für die Privatmolkerei auch wirklich umsetzen lässt. „Das Projekt ist für uns mehr als interessant. Zumal unsere Verarbeitungsmenge in den letzten Jahren stetig gestiegen ist und Energiethemen für uns immer relevant sind“, sagt Kemper.
Originalmeldung:
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FH Münster
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