Justice and Sustainability for Unified Societies (JuStUS) | May 5th – May 9th 2025 in Bochum
Als Menschheit haben wir in vieler Hinsicht bereits die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten überschritten – etwa wenn es um die Nutzung natürlicher Ressourcen geht. Trotzdem leben viele Menschen weiterhin unter dem Existenzminimum. Dabei sind es gerade die global und historisch benachteiligten Orte und Personen, die am stärksten von Klimawandel und Artensterben betroffen sind und sein werden. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in Nature Climate Change, belegt, dass die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung für etwa zwei Drittel der globalen Erwärmung seit 1990 verantwortlich sind. Die ärmsten 50 Prozent tragen hingegen nur minimal dazu bei, sind aber am stärksten von den Konsequenzen betroffen. Dies verdeutlicht die enge Verknüpfung zwischen ökologischer Belastung und sozialer Ungleichheit. Nachhaltigkeit kann also nicht allein als ökologisches Phänomen behandelt werden, sondern muss immer auch ökonomisch und sozial betrachtet werden.
NAW.NRW Spring School 2025
Wie das Verhältnis von Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt langfristig verbessert werden kann, war daher Thema bei der Spring School „Justice and Sustainability for Unified Societies“, die erstmals gemeinsam von der Evangelischen Hochschule Bochum (EvH Bochum) und der Hochschule Bochum als Initiative des Hochschulnetzwerks NRW organisiert wurde. Vom 5. bis 9. Mai kamen dazu rund 40 internationale Teilnehmende in Bochum zusammen, darunter Studierende und Lehrende aus Belgien, Finnland und den Niederlanden sowie von weiteren NRW-Hochschulen. Das Projekt wurde durch Erasmus+ und THALESruhr finanziert. Das Projekt THALESruhr (Transfer Hub for the Advancement, Livability and Efficacy of Sustainability Transformations) der Hochschule Bochum zielt darauf ab, Nachhaltigkeitstransformationen im Ruhrgebiet durch transdisziplinäre Kooperationen und praxisnahe Formate zu fördern. Dabei bilden soziale Gerechtigkeit und Teilhabe die Grundprinzipien der Projektaktivitäten.
Denn auch innerhalb wohlhabender Gesellschaften wie Deutschland nehme die soziale Ungleichheit zu – insbesondere im Hinblick auf die Verteilung der Lasten aus der sozial-ökologischen Transformation, sagt Prof. Dr. Mi-Yong Becker, Vizepräsidentin Nachhaltigkeit, Transfer und Entrepreneurship der Hochschule Bochum: „Während einkommensstarke Haushalte besser in der Lage sind, in energieeffiziente Gebäude, Photovoltaikanlagen oder emissionsärmere Mobilität zu investieren, treffen steigende Energiepreise, CO₂-Abgaben oder höhere Mobilitätskosten einkommensschwache Haushalte überproportional stark. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gibt ein einkommensschwaches Zehntel der Haushalte etwa doppelt so viel seines verfügbaren Einkommens für Energie aus wie das einkommensstärkste Zehntel – also ein Anteil von bis zu 10 Prozent gegenüber rund 4 bis 5 Prozent. Ohne gezielte soziale Ausgleichsmechanismen droht die ökologische Transformation bestehende Ungleichheiten nicht nur zu verfestigen, sondern weiter zu verschärfen.“
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Fünf Tage arbeiteten die Teilnehmenden der Spring School intensiv zusammen, hörten Vorträge von Expert_innen und entwickelten Modelle für gesellschaftlichen Wandel – von Energiegerechtigkeit, über Jugendbeteiligung, zu Verteilungsgerechtigkeit, gerechtem Wohlstand oder gesellschaftlicher Resilienz. „Dabei kamen Akteure aus den Wirtschaftswissenschaften, der Sozialen Arbeit, der Theologie und auch den Ingenieurwissenschaften zusammen – die erste Spring School war also ein erfolgreiches Experiment für interdisziplinäres Lernen im Hochschulnetzwerk NRW“, bilanziert Chris Lafleur-Klän vom International Office der EvH Bochum. „In den abschließenden Präsentationen bewiesen die Teilnehmenden, dass sie mit ihren Themen kritisch und intensiv auseinandergesetzt haben und erarbeiteten konkrete und relevante Lösungsansätze auf der Basis ihrer jeweiligen Kompetenzen.“
„Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung ist es zentral, dass Hochschulen Räume schaffen, in denen disziplinübergreifend und werteorientiert an Lösungen für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft gearbeitet wird“, bilanziert Prof. Dr. Mi-Yong Becker. „Die Spring School war hierfür ein ermutigendes Beispiel.“
Gemeinschaft erleben
Gleichzeitig bot die Spring School viele Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen und Bochum zu kennenzulernen, etwa beim Besuch des Deutschen Bergbaumuseums oder beim VfL Bochum, der sein Nachhaltigkeitsengagement präsentierte. Ein Teil des Tagungsprogramms fand außerdem bei der GLS Bank statt, die selbst ihr gesellschaftliches Engagement in die Diskussion einbrachte. „Der vielleicht größte Gewinn war jedoch nicht allein die fachliche Tiefe – sondern der zwischenmenschliche Austausch“, sagt Chris Lafleur-Klän. Zwar verliefen die Gruppenarbeiten nicht immer ohne Hürden, doch der Dialog blieb stets produktiv, respektvoll und geprägt von einer Atmosphäre der Offenheit, Fröhlichkeit und gegenseitigen Wertschätzung. Zum Abschluss herrschte Einigkeit unter den Teilnehmenden: „Das Beste waren die tollen Menschen, die wir in dieser Woche kennenlernen durften.“
Quelle: https://www.evh-bochum.de/artikel/2025-spring-school.html
Partners of the Spring School:


Fünf Tage intensiver Austausch: Die Teilnehmenden der Spring School in Bochum entwickelten gemeinsam neue Ideen für soziale Gerechtigkeit.
© EvH Bochum